Manheim siedelt um – Buir muss bleiben

Leserbrief von Erhard Georg zur Berichterstattung über die Unterzeichnung des Manheim-Vertrag im Kölner Stadt-Anzeiger vom 09.02.2011

 

In dem Bericht über die Unterzeichnung des Manheim-Vertrages wurde besonders deutlich hervorgehoben, dass Rat und Verwaltung der Stadt Kerpen stets geschlossen hinter den Manheimern gestanden hätten und in harten Verhandlungen mit RWE z.B. höhere Entschädigungen für die Immobilien durchgesetzt hätten.

Es versteht sich von selbst, dass die vom übermächtigen Bergbaubetreiber malträtierten Menschen nicht alleine gelassen werden dürfen. Deshalb ist es geradezu die Pflicht der gewählten Volksvertreter und der Kommune sich für die Betroffenen ins Zeug zu werfen.

Jetzt ist der Vertrag unterzeichnet und „die Manheimer“ warten auf den Startschuß – sprich: Umsetzung des Braunkohleplans durch den Landtag. Ja, die Manheimer Nachbarn könnten es schon bald „hinter sich haben“ – teils mit lachendem, teils mit weinendem Auge. Immerhin eine Entschädigung, ein Neuanfang, ein neuer Standort; aber zu einem hohen Preis: die Zerstörung ihres 1000jährigen Dorfes, ihrer Heimat.

Während also Neu-Manheim relativ unbehelligt werden wird von der verlegten A4, der verlegten Hambachbahn und dem zukünftigen Tagebaurand muss Buir bleiben wo es ist. Die Bewohner müssen die sechsspurige Autobahn in Wurfweite Ihrer Terrassen ertragen, die megaschweren Kohlezüge und die viergleisige Bahnstrecke unmittelbar daneben: Eine in Deutschland noch nicht da gewesene Bündelung von Verkehrswegen. Später ergänzt durch den bis auf etwa 400 Meter heranrückenden Tagebau mit Grubenrandstraße und Hochspannungsleitungen. Alle möglichen Immissionen -Lärm, Staub, Feinstaub, Licht-, der Verlust der Wälder und anderer Naherholungsflächen sowie den Wertverlust der Immobilien gefährden die Gesundheit und beeinträchtigen die Lebensqualität der ausharren müssenden Bevölkerung.

So richtig es ist, dass Rat und Verwaltung der Stadt Kerpen die Manheimer nach Kräften unterstützt haben, umso mehr sind sie in Buir gefordert. In zäher Entschlossenheit und harten Verhandlungen müssen den Verursachern dieses Lebensqualitätsverlustes, nämlich RWE und Straßen. NRW, (freiwillige) Leistungen abgerungen werden. Jede Grünfläche und jeder Freizeitweg, die infolge der Baumaßnahmen verloren gehen, müssen ortsnah ersetzt werden.

Zusätzlicher Staub-und Lärmschutz, Messstationen, Gutachten - einfach alles, was geeignet ist, die horrenden Beeinträchtigungen zu minimieren, muss hartnäckig gefordert und erreicht werden.

Denn wir sitzen buchstäblich in der Falle! Bundesverwaltungs- und Bundesverfassungsgericht haben uns ihre Mithilfe verweigert.

Ich erwarte von den verantwortlichen Politikern und Verwaltungsbeamten, aber auch von den Verursachern, dass sie sich für die Belange der Buirer Bevölkerung „doppelt und dreifach ins Zeug legen“. Tut mehr, als nur Eure Pflicht! Setzt Euch für uns ein als ob Ihr selbst hier leben würdet/müsstet!