Grenzwertüberschreitungen trotz Flüsterasphalt und Lärmschutzwänden

A 4 n Ausnahmezustand in Buir

 

Aktuell beklagen sich viele Buirer_innen vehement über die hohe Lärmbelastung in ihrem Dorf. Erwachsene, die nicht mehr bei geöffnetem Fenster schlafen können, Kinder, die in ihrem Nachtschlaf gestört sind, Menschen die bereits in Erwägung ziehen, ihr Heimatdorf zu verlassen. Das ist die traurige Bilanz nur eine Woche nach Eröffnung der Autobahn.

Tatsächlich scheint sich die Situation in Buir nicht nur sehr unterschiedlich darzustellen, sondern auch unterschiedlich wahrgenommen zu werden. Während die Immissionssituation u.a. abhängig vom Standort (nachts insbesondere der Geschosshöhe und Lage der Schlafräume), der umgebenden Bebauung, sowie der Wetterlage samt Windrichtung, ist, „wird die subjektive Wahrnehmung wahrscheinlich mitgeprägt davon, ob Buirer_innen die A 4 als zukünftige Dauer-Lärmquelle akzeptieren oder nicht“, meint Klavierlehrer Norbert Heinen.

 

Schlaflos in Buir

Die Aktiven der Initiative Buirer für Buir, die sich fast 10 Jahre lang für einen besseren Schutz eingesetzt haben, fühlen sich in ihren schlimmsten Vermutungen bestätigt. „Damit man uns keine 'selektive Wahrnehmung' vorwerfen kann, haben wir die Lärmsituation vor Ort dokumentiert und führen seit Inbetriebnahme der A 4n Lärmmessungen mit einem Schallpegelmessgerät durch. Leider lagen die Pegel nachts am geöffneten Schlafzimmerfenster im allgemeinen Wohngebiet bereits am 20.09. um 22.27 Uhr, also bei Betrieb von nur drei Fahrbahnen, bei max. 58,8 Dezibel (db). Der Grenzwert liegt laut der 16. BImSchV (Verkehrslärmschutzverordnung) für 'reine und allgemeine Wohngebiete und Kleinstsiedlungsgebiete' nachts (22 bis 6 Uhr) aber nur bei 49 db,“ teilt Andreas Büttgen mit.

Die erwähnten Messwerte entstanden an einer Immobilie, für die im Zuge der Planungen die Straßenbauverwaltung es nicht einmal für nötig befunden hatte, die zukünftigen Belastungen zu berechnen. In der Gegenäußerung der Straßenbauverwaltung, die die Einwänder erhielten, hieß es wörtlich: „ Die Immissionen wurden für ein Objekt in der Nachbarschaft in deutlich ungünstigerer Lage zur A 4 berechnet. Die zu erwartenden Immissionen liegen hier schon deutlich unter dem Grenzwert für die anstehende Gebietsnutzung. Ein Anspruch auf Lärmschutz ist somit für das benannte Objekt sicher auszuschließen.“

„So wird es vielen Bewohnern ergehen“, ist sich Büttgen sicher. “Einen ersten Eindruck vermitteln die vielen Einträge auf unserer Facebook-Seite, wo Nachbarn ihren Ärger, Frust – und in vielen Fällen auch ihre Ohnmacht zeigen und natürlich die vielen Gespräche in der Nachbarschaft“.

Doch was ist zu tun, wenn sich Straßenplaner verrechnet haben? „Wir erwarten, dass der Landesbetrieb seine Lärmprognosen evaluiert und überprüft, warum die prognostizierten Werte von den Annahmen abweichen. Den Bürgern empfehlen wir, sich persönlich, unmittelbar und mit Nachdruck bei den Straßenbauern und bei der Stadt Kerpen zu beschweren – wir wollen uns aber auch in einer konzertierten Aktion die Lärmschwerpunkte im Ort sowie die Stimmung der Menschen mitteilen lassen“.

Auf der Homepage der Initiative kann in Kürze ein Formular heruntergeladen werden. Das Formular wurde in den Fragestellungen bewusst offen gehalten. Gefragt wird u.a. nach dem Wohngebiet, einer Beschreibung der persönlichen Betroffenheit sowie einer Beschreibung des Lärms und der vermuteten Herkunft, wie z.B. aus Westen, vor dem Lärmschutz. „Wir erhalten dadurch – wenn sich Viele beteiligen – sehr schnell einen Überblick über Ausmaß und Umfang der Betroffenheit“, so Büttgen weiter. Die Initiative weist aber ausdrücklich darauf hin, dass das Ausfüllen eines solchen Formulars eine persönliche Beschwerde im Baubüro des Landesbetriebs Straßen oder bei der Stadt Kerpen NICHT ersetzen kann.

Den Landesbetrieb Straßen fordert sie auf „über ein Tempolimit nachzudenken, um umgehend einen besseren Gesundheitsschutz für uns alle zu gewährleisten, denn bis zur Umsetzung anderer lärmmindernder Maßnahmen geht zu viel Zeit verloren.“

 

Pressemitteilung der Initiative Buirer für Buir vom 25.09.2014