RWE beginnt mit den Abrissarbeiten am Dom von Immerath
Wahrzeichen der Region um den Tagebau Garzweiler im Rheinischen Braunkohlenrevier

In die Freude über den Rodungsstopp im Hambacher Wald mischt sich zu Beginn des Jahres 2018 im Rheinischen Braunkohlenrevier die Trauer darüber, dass RWE sein Zerstörungswerk am Immerather Dom vollenden will: die Abrissarbeiten beginnen am 8. Januar 2018.


Symbol für die Absurdität der Braunkohleförderung und dem Ausverkauf des Landes NRW

Die Zerstörung des Immerather Doms – eines der letzten noch weithin sichtbaren Zeichen des Widerstandes gegen den Tagebau Garzweiler – ist ein Symbol und nur ein Beispiel für die Absurdität der Braunkohleförderung in unserem Jahrtausend, in dem durch die Erneuerbaren Energien die Braunkohleförderung längst überflüssig geworden ist und die Klimakrise einen schnellen Braunkohleausstieg unabdingbar macht.

Doch der Energiekonzern macht weiter mit dem Ausverkauf des Landes Nordrhein-Westfalen: mit freundlicher Unterstützung der neuen Landesregierung in Düsseldorf. Warum eigentlich hat man im Sommer vergangenen Jahres eigens ein Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen geschaffen? Warum ist im Koalitionsvertrag (z.B. Seite 95) nachzulesen „ Der Erhalt unseres kulturellen Erbes, seine Restaurierung, Bewahrung und kontinuierliche wissenschaftliche Bearbeitung sind ebenso zu fördern wie …“


Symbol für die Vernichtung von Heimat, Kulturlandschaften und Kulturgütern

Gehört zur Landesgeschichte und Landesidentität der weitere Ausverkauf insbesondere im Rheinischen Revier, Ignoranz gegenüber den von Braunkohleförderung- und verstromung betroffenen Menschen, Nichtbeachtung der Schicksale der Menschen, die mit ihrer Heimat und ihrem Zuhause auch ihr Heimatgefühl verlieren („Ziel der neuen Landesregierung ist es, Heimat zu stärken. Denn wo das Heimatgefühl stark ist, fühlen sich Menschen wohl und sicher.“) Zurecht hat der Heinsberger Landrat die Betroffenen am Tagebau Garzweiler als "die Heimatvertriebenen des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet.

Der Abriss des Immerather Doms steht symbolhaft für den Verlust an Heimat, für die Vernichtung von Kulturlandschaft und Kulturgütern durch den Tagebau.

So mahnt die promovierte Kunsthistorikerin Annette Jansen-Winkeln „Bewusstsein für den verantwortlichen Umgang mit Kulturgütern zu schärfen." Und konstatiert, dass es mit diesem hierzulande nicht weit her sei. Dabei macht Sie auch vor der Kritik an den beiden großen Kirchen und speziell deren "katastrophalen" Umgang mit ihren Kulturgütern nicht halt. „Allein der Tagebau Garzweiler hat in den letzten 50 Jahren 16 Orte samt Kirchen geschluckt“.


Symbol für den Verlust an Identität

Der Abriss des Immerather Doms steht aber auch für den Verlust an Identität.

Dass der Braunkohletagbau die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vom Menschen vernichtet, wurde mir erst kürzlich beim Lesen der Zeilen eines Unterzeichners meiner Petition, der zugleich Bewohners unseres Dorfes, welches direkt am Hambacher Wald gelegen ist, besonders bewusst.

„Der Hambacher Forst war für mich neben dem Fußballplatz die Spielwiese meiner Kindheit/Jungend (verstecken spielen, Büdchen bauen, Maiglöckchen pflücken und mit dem Verkauf das Taschengeld aufbessern, einfach nur rumhängen und mit den Freunden „palavern“, einfach nur rumsitzen und auf die Geräusche des Waldes/Tiere hören …. und und und ….). Zudem nahm ich damals als Kind schon freudig zur Kenntnis, daß auch unsere Rentner den Wald sehr stark nutzen um sich dort zu treffen. Schon damals war mir klar: das mache ich auch, wenn ich so alt bin und ich hatte damals auch schon (wenn auch kindliche) Vorstellungen, was ich im Wald als „Opa“ alles machen werde. Dies wird mir alles geraubt. Ich fühle mich so, als wäre mir ein Teil meiner Seele aus dem Leibe gerissen!“

 

Autorin: Antje Grothus, Kerpen-Buir

In Verbundenheit und Solidarität mit den Tagebaubetroffenen im Raum Garzweiler und weltweit, und in Gedenken an hunderte von Kirchen und anderen Kulturdenkmälern, die auf dem "Altar der Elektrifizierung*" geopfert wurden!

 

* Ingrid Bacher, Roman „Die Grube“